Neu denken mit Kaffee

Über unseren Kaffeekonsum von Nick Käseberg aus dem LifeXLab-Team

Unser Kaffeekonsum kann eine Lösung sein. Eine Lösung gegen Ausbeutung in den Ursprungsländern, unfassbaren Wasserverbrauch und CO2 Ausstoß. Eben all das, was wir Menschen so verursachen. Aber was wir so verursachen versuchen ein paar innovative Unternehmen zu beseitigen. Und die zu unterstützen heißt nur Kaffee bewusst woanders kaufen. Gerade jetzt, wo wir öfter Kaffee online bestellen und nicht auf unser Café des Vertrauens zurückgreifen können.

Da wird diese Bohne also zu Dumpingpreisen mit riesigen Tankern über die Meere geschifft und wir kaufen die Packung für weniger als zwei Euro. Genau so wenig Geld haben die 25 Millionen Landwirte, die für 80 Prozent unserer Kaffeeressourcen zuständig sind pro Tag zur Verfügung. Wir geben hier mehr Geld aus für unsere Lieferkosten von Amazon Prime. 

Der Bauer kann wenig gegen sein Unglück tun, denn die multinationalen Großkonzerne bestimmen, wie sie das mit dem Transport und den Löhnen und allem anderen machen. 

Was machen wir nun aber gegen die Ungleichheit und die schlechte Bezahlung der Kaffeebauern? Fair-Trade kennen wir, das reicht aber nicht. Denn wie bei vielem täuscht die Verpackung. Die bekanntesten Fair-Trade Organisationen, wie „Fair Trade“ selbst, „Rainforest Alliance“ oder „UTZ“ geben ihren Siegeln nämlich eigene Bedeutungen. Es fehlt an gesetzlichen Standards und selbst wenn ein Gütesiegel Teil der internationalen Verbände ist können die Richtlinien eigenhändig ausgelegt und umgesetzt werden. Die meisten Gütesiegel bezahlen aber nicht zwingend mehr an die Bauern. Denn mit Fair-Trade wird meist nur die Organisation ausgezahlt, welche dann Projekte ihrer Wahl fördern, aber nicht unbedingt den Bauern, von denen die Produkte kommen. Eh die Bohne in der Maschine daheim landet vergehen unzählige Arbeitsschritte, da ist kein Platz für Transparenz. 

Allerdings gibt es Unternehmen die sich dem Problem der Kaffeebauern annehmen. Die Transparenz schaffen und versuchen, Probleme zu beseitigen. 

Kaffee bewusst trinken, direct trade und fair trade

Wie zum Beispiel das StartUp wirsinz

Gründer und Geschäftsführer Yunus hat das eigentliche Problem der Kaffeebauern erkannt, er sagt: „Es ist zu weit entfernt, es gibt zu viele Prozesse, die das Produkt durchläuft, bis es den Endkunden erreicht. Da kann keine Transparenz entstehen und die Leute können nicht wissen wie viel die Bauern verdienen und wie es diesen geht. Und die Wenigen, die sich dem Problem bewusst sind, kaufen dann halt einfach Fair-Trade Produkte und damit ist das für die Leute gegessen.“

So kämpft „wirsinz“ für Kleinbauern in Südamerika. Und nein, es ist kein Schreibfehler, das „Z“ sieht einfach nur cool aus, genauso wie das Unternehmenskonzept. 

Seit September 2020 arbeitet das Start Up aus Nordrhein-Westfalen mit einem Kaffeebauern aus Villa Rica In Peru zusammen und vertreibt dessen Kaffeebohnen unter dem Konzept „Personal-Trade“. Dieses eigens erfundene Konzept basiert auf Direct-Trade, dabei bringen die Unternehmen den Kaffee ohne Zwischenhändler an den Endverbraucher. Im Interview sagt uns Gründer und Geschäftsführer Yunus Demirel allerdings, „Die benutzen halt immer noch ihren Namen und meinen, „Hey, ich bin diese Rösterei, ich bin diese Marke und das ist mein Kaffee“, man weiß aber immer noch nicht vom wem der Kaffee kommt und der Bauer steht im Hintergrund. Das wollen wir ändern.“ Wobei bei dem Prinzip von Direct-Trade schon mal ein guter Ansatz steckt versucht wirsinz dem Endverbraucher das Gesicht hinter der beliebtesten Bohne der Welt zu zeigen. Dafür ist nicht nur auf deren Website eine Beschreibung und die Geschichte jedes Landwirts zu sehen, sondern auch dessen Name auf jeder Verpackung. Was das Unternehmen hier zurückholt ist die Freude über ein Produkt, dessen Herkunft man genau kennt. Als würde die Oma vom Land mit ihren Sommer-Erdbeeren vorbeikommen und eine Schale dalassen. Das hilft den Kaffeebauern in Peru dann auch wirklich, denn mit einem Share von 15 Prozent der Unternehmenseinnahmen liegt der Lohn bei wirsinz weitaus höher als bei Großkonzernen und sogar rund 44 Prozent mehr als bei Fair-Trade Organisationen, sagt Start Up Gründer Yunus. Gibt es bei dem Fair-Trade Siegel eine Kiloprämie von 20 Cent, so zahlt wirsinz mit ihrem Personal-Trade Ansatz eine Sozialprämie von 1,50€ direkt an den Kaffeebauern pro verkauftem Kilo in Deutschland.

Kauft man also einen Beutel Kaffee von einem wirsinz-Bauern bezahlt man auch den wirsinz Bauern. 

Jetzt steht immer noch das Problem mit den Ressourcen und der Umwelt aus. Zu dem Thema hat sich das Unternehmen Vivo Gedanken gemacht. Für jeden „Magic“ Kaffee von Vivo wird ein Baum gepflanzt, um den CO2 Verbrauch auszugleichen den man als Unternehmen hat. So sind mittlerweile rund 270.000 Bäume zusammen gekommen und viele Spenden für erneuerbare Energien. Wer sich beim Kaffee genießen also eher darum sorgen macht, wie es der Umwelt dabei geht, sollte sich näher mit der Philosophie von Vivo auseinandersetzen.

Klimaneutral geliefert wird auch der Kaffee vom Coffee Circle. Das Unternehmen ist mittlerweile so groß, dass es sich ein eigenes Gütesiegel geschaffen hat. Es heißt ebenfalls Coffee Circle und stellt sich als sehr viel spendabler dar als dessen Konkurrenten. Ein Euro pro gekauften Kilogramm Kaffee geht in Projekte, die von der Firma selbst vor Ort umgesetzt werden. Anstelle von intransparenten Zwischenorganisationen geben sie dem Käufer die Wahl zwischen drei aktuellen Projekten und verwirklichen diese mit ihrem eigenen Gewinnen. Unter diesen Projekten sind: Sauberes Trinkwasser in West Äthiopien, Trainings für Farmer in Äthiopien, Kenia und D.R.Kongo und die Finanzierung der World Coffee Research. Da Coffee Circle auf Direct-Trade setzt kann man als Endverbraucher auch davon ausgehen, dass das Kaffeeunternehmen mit eigener Rösterei in Berlin eine langfristige und auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung zu den Kaffeebauern aufbaut. Zumindest sagen sie das auf ihrer Website.

Die Probleme sind irgendwie immer noch weit weg von uns. Dass ein Kaffeebauer von 2 Euro am Tag lebt, das Wasser auf der Welt irgendwann knapp werden könnte und naja, ihr wisst schon, der Klimawandel. Alles irgendwie abstrakt. Trotzdem haben wir die Wahl, weil Menschen Lösungen gesucht und gefunden haben, oder zumindest Lösungsansätze. Wen oder was wir letztendlich unterstützen möchten liegt am Ende bei uns selbst.

Sicher ist aber, dass wir unterstützen können.

Andere haben sich etwas ausgedacht, damit wir beim Kaffe trinken helfen können. Wir müssen nur schauen, wo wir unseren Kaffee kaufen.

Wie man mit anderen Lebensmitteln eine Stadt grüner gestalten kann und warum wir in Deutschland noch immer kein Urban Farming betreiben lest Ihr hier.

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Nick Käseberg