Ein Werkzeugkoffer gegen Angst

…Angst und Wut und Langeweile, Frustration und genervt sein.

Aber bleiben wir erst mal bei der Angst: Angst vor der Insolvenz, Angst selbst krank zu werden, Angst vor der Zukunft, dem Klimawandel. Angst vor dem nächsten Shutdown, Angst, keine Aufträge mehr zu bekommen. Viele Menschen haben gerade sehr viel Angst. Angst macht Stress und Angst und Stress zusammen schwächen das Immunsystem und dann werden wir krank. Das heißt, Angst ist während einer Pandemie genau NICHT hilfreich.

„Ja, Du bist ja besonders schlau, Diane. Wie soll ich das denn machen?“ Es gibt tatsächlich Einiges, das wir selbst gegen unsere Angst tun können. Wir müssen es nur wirklich tun und nicht zuhause sitzen und darauf warten, dass sich irgendwer um unsere Angst kümmert.

Es macht Spaß! Es macht Spaß Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen. Es gibt uns Kraft, Macht und Mut. Wir sind keine Opfer, wir machen einfach jeden Tag etwas, damit es uns gut geht!

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Laut der Studie „Lebenssinn und Selbstkontrolle“ der Uni Innsbruck, ist es ganz besonders wichtig, seine Werte zu kennen, um psychisch stabil durch eine Krise zu kommen.

Was bedeutet das: meine Werte kennen? Wisst ihr eigentlich, was euch wichtig ist, im Leben? Denkt mal drüber nach und schreibt es auf, welche Werte begleiten euch schon euer Leben lang, welche wollt ihr dazu holen und welche sind besonders wichtig: Liebe, Freiheit, Sicherheit, Kreativität, Entspannung, Abenteuer, Begeisterung, Disziplin, Bildung, Ehrlichkeit, Freundschaft, Erfolg, Natur, Helfen, Erschaffen… vielleicht fallen euch noch mehr ein. Wer seine Werte kennt, der kann auch danach handeln, der kann jede Entscheidung darauf abgleichen: handle ich grad in Übereinstimmung mit meinen Werten?

Viele Menschen haben – auch schon vor Corona – irgendwie gehadert und gespürt, dass was nicht stimmt in ihrem Leben. Job da (vielleicht nicht geil, aber zumindest vorhanden), Kinder, Mann, Frau, Wohnung – alles da. Und trotzdem fehlt was. Oft sind das unsere Werte: wir kennen sie nicht, wir leben einfach vor uns hin und wissen nicht wozu, warum und was das eigentlich alles soll.

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Die Psychologin Main Huong Nguyen und ich sprechen darüber auch im Podcast „Achtsam“ in der Folge, in der es darum geht, wie wir okay durch die Corona-Zeit kommen. Hört mal hier rein.

Wenn wir dann nämlich unsere Werte kenne, dann können wir uns auch überlegen, was wir tun können, um in Einklang mit unseren Werten zu leben. Wenn euch Freundschaft wichtig ist, ruft einen Freund an. FaceTime an, Wein auf, los gehts. Wenn Erfolg auf eurer Liste steht, überlegt jetzt, was ihr tun könnt, um durch zu starten. Denkt 20 Minuten lang jeden Tag darüber nach, welche Projekte und Ideen ihr verwirkliche werdet, jetzt oder später, hört Business-Hörbücher, lest Inspirierendes zum Start-Up-Gründen. Oder steht Kreativität auf der Liste? Dann fangt an zu stricken, nähen, bauen, malen, Skulpturen zu machen oder ein vier Gänge Menü zu planen. All das hilft ganz konkret gegen Angst. Schreibt ein Tagebuch oder Journal, beschäftigt euch mit euren Werten, Gefühlen, Zielen und Vorstellungen.

Wie wir mit unangenehmen Gefühlen umgehen können, ist auch Thema in meinem Podcast „Kopf über Herz“ bei Audible. In der dritten Folge spreche ich mit Prof. Dr. Matthias Berking, er ist Psychologe mit Schwerpunkt „Emotionsregulation“. Und er sagt:

Ganz wichtig ist, auch Angst, Wut oder Hilflosigkeit erst mal zu akzeptieren. Ihr kennt vielleicht das Gelassenheitsgebet:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr

Ja, das steht auf Kalendern, ich weiß, hahaha. Aber wir haben eh keine Wahl und ein wichtiger Schritt auf der Reise „in der Corona-Zeit nicht bekloppt werden“ ist, zu akzeptieren, was ist. Denn erst dann können wir weiter (mit uns) arbeiten und sind aus dem Jammertal draußen. Es ist Pandemie, wir Menschen leben zu eng mit Wildtieren zusammen, wir essen und behandeln Tiere schlecht, wir wracken die Welt ab – es ist jetzt halt, wie es ist. „Hätte hätte Fahrradkette“ bringt uns jetzt auch nicht mehr weiter. Wir müssen uns eben neue Dinge für die Zukunft überlegen.

Immer gut bei Angst, Sorge und Katstrophisierung im Gehirn: Sport. Ja, wisst ihr schon. Aber macht ihr es auch? Raus gehen, an der frischen Luft bewegen. Ein Waldspaziergang, joggen im Park, Fahrradfahren, einfach so, Musik hören oder Podcasts an und los.

Es ist außerdem wichtig, womit wir unser Gehirn füttern: checken wir sechs mal am Tag die neuen Corona-Zahlen, schauen wir uns die Leichensäcke in anderen Ländern an, die aus den Krankenhäusern getragen werden? Wissen wir ganz genau, was das Virus mit unserer Lunge macht, lesen wir stundenlang Berichte davon, wie sehr Betroffene gelitten haben, wie sie ihre Verwandten verloren haben, wie Restaurants pleite gehen, Menschen in Panik ausbrechen, weinen und leiden? Stundenlang, jeden Tag?

Dann müssen wir uns auch nicht wundern, dass es uns beschissen geht. Wir füttern unseren Kopf jeden Tag mit Input. Was durch unsere Augen und Ohren hinein transportiert wird, hinterlässt dort im Gehirn eine Spur. Angst, Sorge, Trauer. Wir selbst formen unser Gehirn mit unseren Gedanken, unseren Gefühlen, unseren Taten und allem, was uns umgibt. Das nennt man Neuroplastizität. Unser Gehirn ist formbar – durch uns selbst (Mehr dazu auch direkt in der ersten Folge von „Kopf über Herz“).

Ob wir also in Angst leben, ist unsere Entscheidung.

Es gibt so viele wundervolle Studien, die uns aus der Misere helfen. Zum Beispiel die von Dr. Elisabeth Jentschke, Psychoonkologin im Interdisziplinären Zentrum Palliativmedizin des Universitätsklinikums Würzburg. Sie hat herausgefunden, dass Yoga gegen Angst hilft. Schon nach acht Yogastunden geht es den Krebspatient*innen besser, die Angstsymptome werden weniger. Diese Studie habe ich im Buch „Think the Yoga Way“ von Bettina Schuler gefunden, das ich wirklich empfehlen kann.

Wer sich also schlecht fühlt, Angst hat, sich Sorgen macht, genervt vom Shutdown ist und nicht weiß, wohin mit sich, kann sich selbst eine kleine To-Do-Liste zusammen stellen. Fragt euch: was tut mir gut? Was kann ich selbst jeden Tag für mein Wohlbefinden tun? Und dann gehts los.

  • Sport, spazieren, Fahrradfahren, Yoga mit YouTube zuhause
  • schöne Bücher lesen, Podcasts oder Audiobücher hören
  • also: sich selbst Inspiration suchen
  • lustige Serien gucken
  • kreativ werden, basteln, malen, stricken
  • was neues Lernen: online Kurse machen, TED Talks gucken, eine Sprach-App runter laden
  • Pläne schmieden für die Zukunft, Urlaube planen, will ich mich vielleicht selbständig machen? Was könnte ich machen, das mir Sinn und Tiefe gibt?
  • seine Werte sammeln und aufschreiben: was ist mir wichtig im Leben? Wie will ich leben?
  • Backen, kochen
  • Mit Freunden telefonieren, Pakete verschicken, Briefe schreiben
  • Wenn ich eine App programmieren könnte, wofür wäre sie?
  • Ein Instrument lernen.

Macht Euch eure eigene Liste, sucht euch aktiv Dinge, die froh machen, die euch begeistern.

Möchtet ihr mal etwas neues ausprobieren, um zu euch selbst zu finden und den Blickwinkel zu ändern? Dann schaut hier vorbei.

Hier noch mehr Inspiration, die ich selbst gelesen habe, für eure eigene Abenteuerreise:

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Diane Hielscher

Journalistin, Künstlerin, Autorin und Moderatorin