Achtsamkeit an Schulen macht gesund

Schüler und Schülerinnen haben immer mehr Stress! Diese Schlagzeilen lesen wir seit Jahren. Der Druck steigt, Social Media ist anstrengend, die Angst vorm Versagen wächst, Überlastung, Mobbing – es gibt viele Gründe. Dazu kommt, dass sich die Erwachsenen immer gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben: “Die Lehrer*innen müssen… !” “Der Bund muss…!” “Die Länder sollten… !” “Die Eltern müssen… !”

Hier soll es aber um Lösungen gehen, Visionen und: Menschen, die es selbst in die Hand genommen haben. So wie Tina Schütze-Fulton, sie hat die Plattform MeTAzeit gegründet, Meditation, Training und Achtsamkeit in der Schule. Dass Achtsamkeit einen wahnsinnig großen Einfluss auf unser Wohlbefinden hat, ist in zahlreichen Studien belegt. Wir vom Podcast “Achtsam” berichten jede Woche davon – hier könnt ihr reinhören, über Achtsamkeit an Schulen haben wir auch schon mal gesprochen.

An dieser Stelle gehts darum, wie wir all die wunderbaren Erkenntnisse der Studien tatsächlich an unseren Schulen anwenden können. Damit es den Schülerinnen und Schülern besser geht! Aber auch den Lehrern und Lehrerinnen. Und deswegen habe ich Tina dazu befragt.

Tina Schütze-Fulton

Warum hast Du MeTaZeit gegründet? 

Um es kurz zu machen, lässt sich meine Motivation vielleicht auf drei wesentliche Punkte reduzieren. Zum einen haben Erwachsene bereits ein sehr starkes „ja aber…“ in Bezug auf gesunde Gewohnheiten entwickelt. Sie wollen so manches und kommen leider kaum bis gar nicht für ihre körperliche oder mentale Gesundheit ins Machen, schon gar nicht präventiv. Darüber hinaus beobachte ich unsere politische Tendenz nach Rechts mit Sorge und habe mich gefragt, was ich – also ganz konkret ich als Person – dem entgegenzusetzen habe. Nach meiner Erfahrung ist die zugrundeliegende Energie von Rassismus in der Regel Angst. Daran lässt sich zum Glück arbeiten. Und der dritte  Punkt waren meine Schulfrustrierten Kinder. Schule ist doof und das irgendwie schon immer. Dabei könnte Schule so richtig cool sein, ein Lernort mit anderen Kindern und Jugendlichen und echt schlauen Erwachsenen, mit denen sich gemeinsam das Leben, Werte, Miteinander, Innovationen und so viel wunderbares erforschen ließe. Gleichzeitig ist Schule ein Ort den alle Menschen durchlaufen, also sehr effektiv wenn ich z.B. gesunde Gewohnheiten trainieren möchte, Bewegungs- und Lebensfreude erfahren möchte oder auch angstfreies Miteinander – für und mit allen Menschen unserer Gesellschaft. 

Aus welchen Säulen besteht es? 

MeTAzeit besteht aus vier Teilen: mehr Bewegung im Schulalltag, Achtsamkeit, Meditation und die gemeinsame Zeit, die wir uns dafür nehmen.

Wie war die Anfangsphase, fanden viele Menschen die Idee eigenartig/esoterisch/haben den Sinn nicht gesehen oder waren alle begeistert? 

Mir war von Anfang an wichtig nicht zu missionieren, sondern neugierig zu forschen was Sinn macht und wie es funktionieren kann. So dass mir stets eher Menschen begegnen, die dieses Interesse und die Begeisterung für da Thema teilen. Alle anderen lasse ich in Ruhe und sie mich. Natürlich höre ich immer mal wieder Vorbehalte und Vorurteile. Das kann ich auch sehr gut verstehen.

Doch sowohl die Studienlage zur Kinder- und Jugendgesundheit als auch die Zahlen der OECD oder WHO zeigen ja jedes Jahr auf’s Neue, das es körperliche als auch mentale Beschwerden gibt, die wir ganz leicht über mehr Bewegung, Achtsamkeit und Meditation lösen könnten.

Tina Schütze-Fulton

Was glaubst Du kann MeTAzeit in den Schulen verbessern und in den Leben der Lehrer*innen und Schüler*innen? 

Aus der gemeinsamen Forschungsarbeit mit der Humboldt Universität zu Berlin wissen wir, dass sich durch die regelmäßigen MeTAzeiten das Wohlbefinden der Schüler:innen nachweislich verbessert. Sie können leichter in Beziehung gehen und pflegen daher auch bessere Freundschaften. Sie sind also entspannter durch die MeTAzeit, was sich natürlich auch auf das Lernen und das Miteinander auswirkt. Bewegung schenkt dem Körper Kraft, Sauerstoff, Haltung und Dopamin. Das macht mutig, kreativ und gute Laune. Achtsamkeit führt zu Selbsterkenntnis, Mitgefühl und Präsenz, was der Beziehungskultur ebenso wie dem gemeinsamen erfolgreichen Lernen sehr gut tut. Mit MeTAzeit setzen wir wieder den Menschen und  sein Wohlergehen in den Mittelpunkt von Schule, was sich positiv für alle und alles auswirkt. Das heißt nicht, dass es immer leicht ist. Lebendig und sinnvoll ist es dafür immer. 

Was braucht es noch – hast Du Wünsche an die Politik? 

Oh, an die Politik hab ich durchaus ein paar Wünsche: Das Kindeswohl in allen Belangen und Entscheidungen in den Mittelpunkt zu stellen. Dann natürlich das Wohlbefinden der Menschen. Lehrer sind auch Menschen, nicht nur „Objekte“ die Schule machen. Es braucht mehr Raum, mehr Zeit, mehr Bewegung und Lebendigkeit in den Schulen. Bildung die Sinn macht, Freude. Lernen kann doch etwas sehr freudvolles und befriedigendes sein, auch wenn es herausfordernd ist.

Und konkret für die MeTAzeit wünsche ich mir Anerkennung für Gesundheitsprävention im Schulalltag, als auch Unterstützung in der Verstetigung, damit möglichst viele Schüler- und Pädagog:innen davon profitieren. Wenn der innovativste Vorschlag heißt 100 Mental Health Coaches für 43.200 Schulen auszubilden, ist da noch reichlich Luft für Verbesserungen.

Hast Du das Gefühl, Achtsamkeit kommt in der breiten Gesellschaft an oder hast Du immer noch den Eindruck, dass es viele Vorurteile gibt? 

Sowohl als auch. Mehr und Menschen interessieren sich für ihre Gesundheit und schauen nach Lösungen ihre Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten bzw wieder herzustellen und kommen dabei auch auf Achtsamkeit und Meditation. Gleichzeitig gibt es noch immer viele Vorurteile – unter jenen die damit beginnen ebenso wie unter jenen, die es ablehnen. Daher finde ich jegliche Praxiserfahrung als auch Forschungs- und Studienarbeit dazu so enorm wichtig und hilfreich.

Ganz lieben Dank, Tina und alles Gute für dieses tolle Projekt!

Direkt zu MeTAzeit gehts hier. Mehr zum Thema Achtsamkeit an Schulen findet ihr im Podcast Achtsam, hier. Und ein paar Ideen für mehr Hoffnung und Lösungen habe ich bereits hier aufgeschrieben.

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Diane Hielscher

Journalistin, Künstlerin, Autorin und Moderatorin