Warum Neid uns selbst und die Welt auffrisst

Immer wieder lese ich in Social Media: „Die ganzen glücklichen Menschen, die ihr Leben offenbar unter Kontrolle haben, setzen mich unter Druck! Ich fühle mich minderwertig, wenn die immer posten, wie geil deren Leben ist! Die sollen damit aufhören, damit es mir besser geht!“

Immer wieder lese ich in Social Media: "Die ganzen glücklichen Menschen, die ihr Leben offenbar unter Kontrolle haben, setzen mich unter Druck!

Ja, ich verstehe das. Nicht jede*r von uns hat einen Steg, macht jeden Tag eine Bowl oder hat Bock auf Yoga. Viele von uns haben Stress, Zeitmangel, eine kleine Wohnung, wenig Geld oder wenig Zeit. Ja, das ist das Leben! Vielleicht schreit ein Baby, weswegen wir nicht unsere Ziele für den Tag aufschreiben können, wir haben kaum ein Auge zu gemacht, weil das Kind zahnt, wir haben eine ellenlange To-Do-Liste und viel Monat am Ende des Geldes.

Trotzdem sage ich: Lasst die Menschen in Ruhe! Lasst die Yoga-Leute, Yoga machen, die Bowl- Leute Bowls essen und die in-den-See-spring-Menschen in den See springen! Wir müssen aufhören mit dieser Neid-Kultur, sie treibt uns direkt in den Abgrund. Das ewige Vergleichen, diese ewige die-sind-besser-als-ich-und-müssen-deswegen-aufhören-damit bringt uns als Menschheit nicht voran. Wenn wir Zeit damit verschwenden, anderen etwas verbieten zu wollen, bleibt nicht genug Zeit, um tatsächlich wichtige Probleme zu lösen.

Glücklich sein geht anders

Ja, Menschen machen vielleicht jeden Tag Yoga, ernähren sich gesund und schreiben Tagebuch: SO WHAT!? Es gibt auch Menschen, die an der Heilung für Krebs arbeiten. Sagen wir deswegen: „Hört auf damit, an einer Heilung für Krebs zu arbeiten, weil ich heute nicht an meiner Bachelor-Arbeit geschrieben haben!“? Nein, weil das absurd wäre, oder?

„Hör auf Apps zu entwickeln, weil ich heute meine Wäsche nicht gewaschen habe!“

„Hör auf Deine Masterarbeit zu schreiben, weil ich heute zu viel Bier getrunken habe!“

„Hör auf Deine Pflanzen zu gießen, weil ich meinen Kindern heute Kekse vor dem Fernseher serviert habe!“

„Hör auf, Lösungen für das Energie-Problem zu finden, weil ich heute Pizza zum Frühstück hatte!“

„Ich möchte nicht, dass Du eine Impfung gegen Omikron entwickelst, weil ich heute zu wenig Wasser getrunken habe!“

All das klingt absurd! Was haben die Entwicklungen, Ideen und Arbeiten der Anderen mit meinem Leben zu tun? Nichts. Richtig. Und genau so ist es auch beim Thema Yoga, Ernährung, Journaling, Lebensziele oder Erfolge.

Und deswegen sage ich: Lasst die Menschen in Ruhe! Lasst sie Yoga auf Stegen machen so viel sie wollen, lasst sie Bowls essen, Smoothies trinken, Journal schreiben! Lasst sie einfach die Dinge machen, die sie glücklich machen! Neid führt direkt in die Depression.

Und ich setze sogar noch einen drauf: Was, wenn die Leute auf Insta nur so tun, als wären sie glücklich? Wenn das alles nur gestellt und ein riesen Fake ist? Auch das ist völlig irrelevant für mein Leben und ändert es in keinster Weise! Es wird IMMER jemanden geben der reicher, schöner, „erfolgreicher“ oder „kreativer“ ist, als wir. Es wir immer jemanden geben, der „besser“ ist. SO WHAT!? Lasst diesen Gedanken los! Niemand von uns wird alles richtig machen, sich perfekt ernähren oder seinen Kinder ALLES ermöglichen. Und das ist okay!

Und wenn ihr Tage habt, an denen ihr die ganzen Stege, grünen Gemüse und lachende Menschen nich ertragen könnt, dann schließt die olle Instagram App. Geht in euch, geht in den Wald. Tut etwas für euch, anstatt Menschen zu beschimpfen, sie zu gängeln oder ihnen zu sagen, was sie zu tun haben. Das hat noch nie geholfen und macht uns seelisch krank. Denn stell dir mal vor, sie hören auf damit – geht es dir dann wirklich besser? Bist Du glücklich, ausgeglichen und zufrieden, wenn niemand mehr Bilderbuch-Bilder posted? Ich glaube nicht.

Die giftige Reaktion auf die vermeintlich perfekten Fremden im Netz will uns etwas zeigen, unsere Seele will mit uns kommunizieren. Ich bin mit mir nicht zufrieden, irgendetwas ist in mir aus dem Gleichgewicht. Und es liegt an uns selbst, diesen Missstand zu ändern. Das Verschwinden der schönen Frauen in Spandexhosen und der meditierenden Männer mit Messy Bun würde dein seelisches Leid nicht vermindern. Denn nur Du selbst hast die Macht dazu! Weder das Vorhandensein der gut ausgeleuchtet Menschen hat darauf einen Einfluss, noch ihr Verschwinden.

Die Autorin Vivian Dittmar schreibt in ihrem Buch Echter Wohlstand

“Egal, wo Du Dich auf der sozialen Stufenleiter befindest – je länger sie ist, desto schlechter geht es Dir. Ja, auch wenn Du ganz oben oder irgendwo in der Mitte bist. Der psychologische Mechanismus dahinter heißt Statusangst. (…) Der Turbokapitalismus hat diesen Dauerstress in einen Druck übersetzt, ständig zu konsumieren.” 

Aber wir können das ändern! Wir können uns jeden Tag für ein anderes Leben entscheiden. Lasst einfach alles los, was Euch nicht gut tut und lebt euer Leben. Überlegt euch, nach welchen Werten ihr Leben wollt, was euch wichtig ist, wer ihr seid.

Neid vergiftet unsere Seele. Und davon abgesehen ist es auch einfach völlig irrelevant, was Andere tun! In unserem Podcast „Achtsam“ sprechen die Psychologin Main Huong und ich immer genau darüber: Wie finde ich eigentlich mein Ziel im Leben? Wer bin ich und warum ist das wichtig? Die beste Antwort ist: damit es Euch gut geht! Denn das ist natürlich immer das wichtigsten Ziel. Wozu stehe ich sonst morgens auf? Nicht, um Anderen zu zeigen, dass mein Frühstück Chiasamen enthält. Sondern, um das zu tun, was ich eigentlich tun will. Und deswegen geht es immer und bei jedem Thema um die eine Fragen: Was will ich eigentlich tun?

Dabei ist es völlig egal, dass ich eben – mitten in der Nacht- vier Kekse gegessen habe und Wein getrunken habe. Es ist nicht wichtig! Steht ihr morgen auf, weil ihr euren Kindern ein sicheres Zuhause geben wollt? Wollt ihr malen, erfinden, schreiben, erschaffen, kochen, bauen, lernen oder erdenken? Dann tut das! Ich liebe Euch dafür! Danke, dass ihr das tut! Danke dass ihr weiter macht, nicht aufgebt, eurer Liebe folgt, euch ernährt, am Leben haltet und duscht, danke!

Tut, was ihr wollt! Lest mehr dazu, guckt YouTube Videos, bestellt Bücher zu euren Themen, guckt TED Talks, abonniert Channels, sprecht darüber, findet Verbündete! Gründet Vereine, bildet Communities, sprecht mit Menschen, macht einen Podcast, schreibt ein Buch, organisiert Abende! Gründet eine Schule, eine NGO, einen e.V. – tut was! Ändert die Welt! Es liegt in unsere Hand. Werdet Politiker*in, setzt euch für eure Sache ein, da wo ihr seid. Helft Menschen, ermutigt sie. Liebt eure Kinder, connected eure Freunde, macht einen Unterschied! Seid, wer ihr seid! Oder macht auch mal: nichts! Schlaft, esst, guckt Serien, bewundert die Sterne und telefoniert mit einem Freund.

Aber lasst die Leute in Ruhe, die Yoga auf einem Steg machen. Denn unser Neid macht die Welt nicht besser. Unser „hört auf damit“ ändert nichts!

Anderen verbieten zu wollen, was sie tun, vergiftet unsere Seele. Es verschwendet unser Zeit und hält uns davon ab zu tun, was wir eigentlich tun wollen. Der Punkt ist nie, was die andere tun. Der Punkt ist immer, was wir WIR tun wollen. Warum stört es uns, dass die anderen Yoga machen, sich gesund ernähren, Tagebuch schreiben und früh aufstehen? Was hat das mit uns zu tun? Triggert mich das, weil ich zu lange schlafe, zu viel Fett esse und mich zu wenig bewege? Das ist okay. Ich darf nämlich machen, was ich will. Ich bin erwachsen. Geil, ich darf entscheiden! Ich bin Herr oder Herrin meines Lebens! Ihr seid der Boss! Hört auf, euch etwas anderes einreden zu lassen. Übernehmt Verantwortung für euer Leben, esst, was ihr wollt, macht, was ihr wollt! Und steht dafür ein. Aber lasst die Anderen in Ruhe!

Wollt ihr auch noch wissen, wie ihr einen Sinn findet morgens aufzustehen? Das lest Ihr hier.